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LGBTIQ-feindlicher Angriff an queerer Bar

Regenbogenfahne abgerissen und verbrannt: LGBTIQ*-feindlicher Angriff in Prenzlauer Berg 

Vor wenigen Tagen wurde vor einer queeren Bar an der Eberswalder Straße eine Regenbogenfahne von einer vierköpfigen Gruppe abgerissen und angezündet. Anschließend trampelten die Personen auf dieser herum und riefen dabei LGBTIQ*-feindliche Hassparolen. Als die herbeigerufene Polizei eintraf, flohen die Personen in verschiedene Richtungen. Der Vorfall ist ein gezielter Angriff auf die Sichtbarkeit von LGBTIQ*-Personen und reiht sich ein in eine beunruhigende Entwicklung: Queerfeindlichkeit ist im Bezirk Pankow keine Ausnahme mehr, sie ist trauriger Alltag. Die Tat steht symbolisch für das, was viele queere Menschen regelmäßig erleben: Hass, Einschüchterung und den Versuch, queeres Leben aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. Dass eine Regenbogenfahne, ein Zeichen für Vielfalt und Menschenrechte, öffentlich verbrannt wird, ist ein Angriff auf das Recht auf Selbstbestimmung, Sicherheit und Sichtbarkeit.  

LGBTIQ*-Feindlichkeit nimmt zu: besonders sichtbar im Pride-Monat 

Wie unser aktueller Jahresbericht 2024 zeigt, ist die Zahl LGBTIQ*-feindlicher Vorfälle im Bezirk Pankow im vergangenen Jahr weiter angestiegen. Insgesamt wurden 42 Vorfälle registriert. Das ist der höchste Stand seit Beginn unserer Erfassungen. Über die Hälfte davon ereigneten sich allein in den Sommermonaten rund um den Pride-Monat Juni. Die häufigsten Vorfallsarten waren Propaganda (z. B. Sticker, Schmierereien, Aufkleber), gefolgt von Beleidigungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen. Besonders betroffen waren im vergangenen Jahr im Bezirk Pankow die Ortsteile Weißensee und Prenzlauer Berg. Hintergrund dieser Zuspitzung ist unter anderem die gezielte Gegenmobilisierung durch extrem rechte Akteur*innen, die queeres Leben im öffentlichen Raum diffamieren und angreifen, ob auf Social Media, mit Aufklebern oder durch Taten wie die jetzt erfolgte Zerstörung der Regenbogenfahne. Dazu zählen konkret die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“, deren Jugendorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend (NRJ)“ sowie neuere extrem rechte Jugendgruppen, die vor allem seit Sommer 2024 in Berlin aktiv sind: „Deutsche Jugend Voran (DJV)“ und „Jung & Stark (JS)“. Diese Gruppen sind untereinander lose vernetzt, treten aber zunehmend offensiv und gewaltbereit im öffentlichen Raum auf, insbesondere in Verbindung mit queerfeindlicher Propaganda und Einschüchterungsversuchen.  

Einen Überblick über diese Entwicklungen bietet auch der Informationsflyer unserer Kolleg*innen vom Register Marzahn-Hellersdorf: 
👉 berliner-register.de/publikationen/informationsflyer-zu-neonazistischen-jugendgruppen-601 

LGBTIQ*-Feindlichkeit ist kein Randphänomen 

Was häufig als Vandalismus bagatellisiert wird, ist Teil eines größeren Problems: Queerfeindlichkeit ist kein Einzelfall und kein Randphänomen, sie ist Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse und eines Klimas, in dem Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung angegriffen werden. Besonders betroffen sind queere Menschen, die nicht dem cis-heteronormativen Erscheinungsbild entsprechen und diejenigen, die sich sichtbar zeigen. 

Solidarität sichtbar machen, Vorfälle melden 

Am 6. Mai fand vor der betroffenen Bar eine Solidaritätskundgebung statt, an der wir als Pankower Register ebenfalls teilgenommen haben. Wir stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen und rufen dazu auf, LGBTIQ*-feindliche Diskriminierung nicht hinzunehmen, sondern sichtbar zu machen. 

Neben uns als Meldestelle können queerfeindliche Vorfälle auch bei unserer Community-spezifischen Anlaufstelle, dem Sonntagsclub e. V. gemeldet werden. Dort ist auch eine individuelle Beratung möglich: unabhängig, solidarisch und parteilich für queere Menschen.  

📍 Greifenhagener Straße 28, 10437 Berlin 
👉 www.sonntags-club.de 

Vorfälle melden beim Pankower Register: 
📞 Telefon oder Signal-Messenger: 0176 100 114 56 
✉️ E-Mail: pankow@berliner-register.de 
🌐 Online-Meldeformular (auch PGP-verschlüsselt möglich): 
👉 berliner-register.de/register/pankow 

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