Zivilcourage

Rassismus tötet: in Gedenken an die Ermordeten von Hanau

Heute vor vier Monaten wurden diese Menschen aus rassistischen Motiven in Hanau ermordet:

Sedat Gürbüz

Vili Viorel Păun

Fatih Saraçoğlu

Ferhat Unvar

Gökhan Gültekin

Mercedes Kierpacz

Kalojan Velkov

Hamza Kurtović

Said Nesar Hashemi

Lasst uns an sie erinnern und ihrer gedenken: #saytheirnames

Wir wollen daran arbeiten und dafür kämpfen, dass kein Mensch mehr anderen Menschen soviel Schmerz, Leid und Trauer zufügen kann.

Wir wünschen uns eine plurale und offene Gesellschaft, möglichst frei von jeder strukturellen Diskriminierung und Ideologien der Ungleichwertigkeit, in der Migration eine selbstverständliche Tatsache ist und rassistische Zuschreibungen keine Relevanz mehr haben.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das derzeitige Interesse am Thema Rassismus ist vielleicht ein guter Anknüpfungspunkt, um ein wenig schneller voranzukommen. Allein in Berlin haben immerhin 15.000 Menschen, trotz Corona, auf dem Alex demonstriert!

Doch diese Zahl stimmt uns auch traurig und nachdenklich, denn nach dem Anschlag von Hanau haben nicht so viele Menschen ihre Empörung, Wut, Trauer … auf die Straße getragen. Vielleicht hat das Gründe wie z.B., dass die Menschen da noch in ihr vor-Corona soziales Leben eingebunden waren und mehr Verpflichtungen hatten; und nun viele sich gefreut haben, endlich mal wieder auf eine Demonstration zu gehen.

Doch wir sollten auch darüber nachdenken, inwiefern dies mit den Rassismen in unserer Gesellschaft zu tun haben könnte:

Ist es vielleicht einfacher auf die Straße zu gehen, wenn in den USA, weit entfernt, ein rassistischer Mord verübt wurde, weil wir dann weniger über unsere eigene Eingebundenheit in rassistische Strukturen und Denkmuster nachdenken müssen?

Spielt möglicherweise auch antimuslimischer Rassismus mit seinen ganz spezifischen Diskursen und Handlungen, zum Beispiel der Kriminalisierung von Shisha-Bars, eine Rolle?

Oder liegt es an der Qualität, dass dort ein Staatsbeamter tötete, und hier jemand, der als nicht-organisierter Einzeltäter dargestellt wird?

Vielleicht gehen auch jetzt mehr auf die Straße, weil wir erst eine kämpferische Bewegung brauchten, die uns ermutigt auch hier in Deutschland wieder mehr Fragen zu stellen und uns hilft, das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem alltäglichen Rassismus zu überwinden?

Fragen, auf die auch wir keine Antworten haben. Doch sie können uns sicher helfen, die Rassismen in unserer Gesellschaft, in ihren vielfältigen Facetten und Auswirkungen, besser zu verstehen und anzugehen.

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