Für den Bezirk wurden im Jahr 2022 insgesamt 387 Vorfälle aufgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies rund 40 Vorfälle mehr (2021: 343, 2020: 248). Der Anstieg liegt fast ausschließlich in der Zunahme gemeldeter Propagandavorfällen (2022: 290, 2021: 241, 2020: 158) und verteilt sich auf die Ortsteile Prenzlauer Berg, Weißensee und Buch. Hierbei spielt ein starkes Aufkommen von Shoa-relativierenden Sprühereien, aber auch das Verkleben von Aufklebern (extrem) rechter Onlineversandhäuser und der extrem rechten Partei „Der III. Weg“ eine wesentliche Rolle.
Am Rande oder auf den Routen von verschwörungsideologischen Veranstaltungen wurden immer wieder solche Aufkleber entdeckt. Ebenso versprühten Personen, die vermutlich einem rechtsoffenen bis rechten Milieu zuzuordnen sind, zahlreiche Parolen, u.a. gegen Antifaschismus. Besonders betroffen davon war der Ortsteil Blankenburg. Darüber hinaus sind Sympathisant*innen und/ oder Mitglieder der extrem rechten Partei „Der III. Weg“ aktiver im Bezirk gewesen und haben eine Vielzahl an Aufklebern dieser Partei und ihrer Jugendorganisation NRJ (Nationalrevolutionäre Jugend) verklebt sowie Flyer in Briefkästen verteilt. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil dieser Propaganda durch die aktive und antifaschistische Zivilgesellschaft entfernt wurde.
Die verzeichnete Zahl der Angriffe blieb im Vergleich zum Vorjahr fast gleich (2022: 28, 2021: 27, 2020: 35). Gleiches gilt für Beleidigungen/ Bedrohungen/ Pöbelei (2022: 45, 2021: 51, 2020: 37). Bei beiden Vorfallskategorien war Rassismus das Hauptmotiv. Medial wurde Anfang Februar ein brutaler rassistischer Angriff auf eine Frau (17 Jahre) an der Straßenbahnhaltestelle Greifswalder Straße bekannt – erst nachdem diese selber ihr Erlebtes auf Social Media darstellten musste, um der bis dahin veröffentlichten Meldung der Polizei sowie den Darstellungen in den Medien zu widersprechen. Dieser Vorfall hat gezeigt, wie schwer es Betroffene oft haben, dass ihr Erlebtes wahrgenommen und anerkannt wird.
Einen leichten Anstieg gab es bei gemeldeten, antisemitischen Vorfällen (2022: 54, 2021: 49, 2020: 21). Diese waren 2021 beunruhigend stark angestiegen und haben sich auf diesem hohen Niveau gehalten. Den Großteil antisemitischer Vorfälle machen Shoa-relativierende Sprühereien aus.
Die hohe Zahl der Meldungen im letzten Jahr ist der Vielzahl der Melder*innen im Bezirk zu verdanken. Die aktive und antifaschistische Zivilgesellschaft hat dazu beigetragen, dass (extrem) rechte und diskriminierende Vorfälle im Bezirk sichtbar und bekannt werden konnten. Euch allen gilt ein großer Dank!
Schaut euch die komplette Auswertung für Pankow mit Tabellen für die Ortsteile sowie Art und Motiv der Vorfälle an!